AWS-Outage und Datensouveränität

Vorgestern Montagmorgen, 8:30 Uhr. Ich öffne meinen Laptop, und manches funktioniert nicht. Kein Canva, kein Perplexity, kein Fortnite (für den Sohn). Der AWS-Ausfall hat wieder zugeschlagen. Für viele Organisationen bedeutet das: Stillstand. Keine Kommunikation mit SpenderInnen, keine Kampagnenarbeit, keine Hilfeleistung.

Das eigentliche Problem ist nicht der Ausfall an sich. Technik kann streiken, das gehört dazu. Das Problem ist die Abhängigkeit. Wenn ein Drittel des globalen Cloud-Marktes in den Händen von AWS liegt, wird ein technisches Problem in Virginia zum globalen Notfall. Banken, Behörden, NGOs – alle betroffen, weil wir unsere wertvollste Ressource, unsere Daten, in die Hände weniger US-Hyperscaler gelegt haben. Kommt dazu, dass die AWS Dominanz sich auch in hohen Oligopol-Kosten niederschlägt, die AWS 2024 einen Betriebsgewinn von fast 40 Milliarden $ beschert haben.

Bei nowtec solutions AG erlebe ich täglich, wie NGOs mit dieser Herausforderung kämpfen. Sie wollen ihre Mission verfolgen, Menschen helfen, die Welt verändern – aber sie sind gefangen in einem Tech-Stack, der sie abhängig macht. Und das nicht nur technisch: Der US CLOUD Act gibt amerikanischen Behörden Zugriff auf Daten, selbst wenn sie in europäischen Rechenzentren liegen. Für Organisationen, die mit sensiblen Informationen arbeiten – Menschenrechtsorganisationen, Whistleblower-Plattformen, Gesundheits-NGOs – ist das ein massives Risiko.

Aus meinen drei Jahrzehnten zwischen Aktivismus und Tech-Unternehmertum weiss ich: Echte Souveränität entsteht nicht durch Lippenbekenntnisse, sondern durch bewusste Entscheidungen. Eine Multi-Cloud-Strategie, europäische Anbieter, Open-Source-Lösungen – das sind keine Nice-to-haves mehr. Das ist die Grundlage für digitale Resilienz und die Fähigkeit, auch in Krisen handlungsfähig zu bleiben.

Wie gehst du mit der (US) Cloud-Abhängigkeit um? Hast du einen Plan B, wenn dein Hauptanbieter ausfällt?